Zwar ist es immer noch (zu) kalt, aber der strenge Winterfrost ist doch vorbei und damit - für dieses Jahr - die Hochsaison der Holzrisse an Gitarren und anderen Instrumenten.
Holz "arbeitet", das heißt: Es reagiert auf Feuchtigkeit und Trockenheit, indem es sich ausdehnt oder zusammenzieht. Da aber die Hölzer eines Instruments einen fest verleimten Korpus bilden und sich nicht beliebig in ihren Ausdehnung verändern können, kommt es bei extremer Trockenheit zu Spannungen, die sich in Rissen "entladen".
Besonders niedrige Luftfeuchtigkeitswerte - das ist vielen Spielern nicht bewusst - gibt es bei uns im Winter. Die kalte Luft kann nur wenig Feuchtigkeit speichern. Wird diese Luft z.B. nach dem Lüften in der Wohnung erwärmt, sinkt die im Raum vorhandene Luftfeuchtigkeit rapide ab. Statt der für Instrumente wie für Menschen bekömmlichen Luftfeuchtigkeit von 50 - 60 % sinken die Werte plötzlich auf 20 - 30 %; das Instrumentenholz zieht sich zusammen und schon ist es passiert.
Besonders häufig treten Trockenrisse im Deckenholz der Instrumente auf, speziell bei Fichtendecken. Typische Trockenriss-Regionen sind die Bereiche neben dem Griffbrett, neben dem Steg und am Unterbug der Gitarre.
Der Gitarrenbauer wird derartige Risse in der Regel "ausspanen". Dabei wird der Riss zunächst mit dem Schnitzer vorsichtig erweitert und begradigt.
Und weil's ein harter Winter war, hatten wir mit dieser Art von Reparaturaufträgen einiges zu tun.
Leider gab es im Werkstattumfeld noch andere Winteropfer: Unsere beiden prächtigen Oleander und die (vom Kollegen Michael Sander aus Kernen gezogenen) Zitrusbüsche sind dahin...