15 September 2021

Mariannes Gitarre im neuen Romantik-Museum

In Frankfurt am Main ist ein wichtiges Projekt - nicht nur für die Stadtgeschichte -  vollendet worden: Das neue Romantik-Museum wurde eröffnet uind soll einen neuen, tiefenschärferen Blick auf ein wichtiges Kapitel der europäischen Zeit- und Geistesgeschichte ermöglichen. Damit verbunden ist ein Erweiterungsbau für die Bestände des Goethehauses. So entstand im "Großen Hirschgraben" eine Gebäudezeile, in der Zeit und Personen innerhalb epochaler Umbrüche aufgezeigt und verknüpft werden können.

Abbildung: Katalog Goethehaus

Innerhalb der  ganzen Vielzahl und Vielfalt der ausgestellten Bilder und Gegenstände im "alten" Goethehaus war für uns immer ein angenehmer Eindruck, dass eine Gitarre dazugehörte.

 

 

Nun ist das Dasein von Musikinstrumenten in bürgerlichen Häusern eigentlich selbstverständlich. Aber die Verbindung von Goethehaus, Goethe selbst und diesem Instrument hat einen speziellen Ankerpunkt:

 

Marianne von Willemer

Nach den Quellen war diese Frau ein außerordentliches musikalisches Talent mit sehr breit gefassten schöpferischen Anlagen. Ihre Stimme wurde gerühmt. Sie erhielt Gitarrenunterricht vom Mainzer HoflautinistenScheidler und trat mit ihm in Konzerten öffentlich auf.  
 
Im Herbst 1810 brach sie mit ihrem Mann zu einer Reise nach Italien auf und verbrachte den Jahreswechsel 1811 in Neapel. Hier soll ihr in der renommierten Werkstatt von Gennaro Fabricatore das Instrument nach ihren Vorstellungen gebaut worden sein.  Eine Besonderheit ist, dass dieses Instrument 8 Saiten trägt, obwohl um diese Zeit die mit sechs Einzelsaiten bespannte Gitarre in Mitteleuropa gebräuchlich wurde.

 Durch einen wunderbaren Zufall hatten wir das Glück, uns dieses Instrument vor der Präsentation am neuen Ort, in neuer Umgebung ausführlich von allen Seiten ansehen zu können und bei dieser Gelegenheit auch einen Einblick in die Architektur und Ausstattung des neuen Museums zu erhalten. Sehr spannend!

 

Wenn Zeit und  Umstände es erlauben, wollen wir uns dem Instrument unter gitarrenbauerischen Gesichtspunkten noch einmal in einem speziellen Blog zuwenden, in dem wir für uns offene Fragen zu klären versuchen.

 

 

Unsere Werkstatt liegt am Hühnerweg Nr.8. Heute eine Straße, zog sich dieser Weg durch Weingärten und Streuobstwiesen hinauf zum Stadtwaldrand und passiert ein kleines Stück weiter oben das inmitten dieser Landschaft gelegene sogenannte Willemerhäuschen. 


 

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich in der Umgebung von "Gerbermühle" und diesem Ort an Sommer- und Herbstabenden Geselligkeit und Festlichkeiten vorzustellen, bei denen Musik und Poesie wesentliche Beiträge waren. 

In dieser Szenerie begegnen sich die Wege Mariannes und Goethes und überdauern in den Liedern von Hatem und Suleika.